Spritzgießmaschinenhersteller
auf der MEDTEC Europe 2013 in Stuttgart
Der Markt für Medizintechnik ist anspruchsvoll, weil seine Produkte über das Wohl von Patienten entscheiden. Dementsprechend müssen aus Kunststoff gefertigte Endprodukte wie Petrischalen, Spritzen oder Pipettenspitzen höchsten Ansprüchen genügen. Welche neuen Lösungen Spritzgießmaschinen-hersteller aus dem Köcher ziehen, ist auf der medizintechnischen Fachmesse MEDTEC Europe 2013 vom 26. bis 28. Februar in Stuttgart zu sehen.
Seit einigen Jahren kann der Veranstalter UBM Canon im Segment Kunststoff erfreuliche Wachstumsraten verbuchen. Aussteller sprechen gar von einer Leitmesse für Kunststoffmedizinprodukte. "Die MEDTEC Europe ist zweifellos eine attraktive Plattform für Maschinenbauer", stellt die verantwortliche Event-Direktorin Jeannette van Doorn vom Messe-Veranstalter UBM Canon fest.
Günstige Verarbeitung, hohe allergologische Toleranz sowie neue therapeutische Möglichkeiten zeichnen klinisch eingesetzte Polymere aus. Das weiß auch Christoph Lhota, Leiter medical des Spritzgieß-maschinenherstellers ENGEL AUSTRIA, und stellt fest: "Der Anteil an polymeren Werkstoffen in der Herstellung von Medizinprodukten ist weiter auf Wachstumskurs und dieser Trend wird auch auf der MEDTEC Europe Jahr für Jahr deutlich". Dabei hat Kunststoffexperte Christoph Lhota den Eindruck gewonnen, dass nicht nur die Anzahl der Aussteller aus der Kunststoffindustrie zunimmt, sondern dass auch immer mehr Besucher aus dieser Branche mit konkreten Anliegen nach Stuttgart kommen.
Während Engel Austria zum wiederholten Mal in Stuttgart ausstellt, ist es für die Dr. Boy GmbH & Co. KG aus Neustadt-Fernthal eine MEDTEC-Premiere. Das inhabergeführte Unternehmen zählt zu den weltweit führenden Herstellern von Spritzgießautomaten im Schließkraftbereich unter 1.000 kN. BOY-Spritzgieß-automaten zeichnen sich besonders durch ihre Bauweise und hohe Präzision aus. Die frei überstehende Schließeinheit ohne jegliche Antriebskomponenten bietet beste Möglichkeiten einen kompakten Reinraum von der Antriebsseite zu trennen. "Das Antriebskonzept unserer Maschinen erzeugt wenig Abwärme und ist in Verbindung mit Laminarflow-Hauben und Edelstahlausstattung eine optimal effiziente Reinraum-Maschinenkonfiguration", erläutert Alfred Schiffer, geschäftsführender Gesellschafter der Dr. Boy GmbH & Co. KG. Mindestens ebenso wichtig für die Medizintechnik ist die hohe Reproduziergenauigkeit der Maschine. Qualitätsschwankungen oder gar fehlerhafte Teile seien in den oft vollautomatisierten Fertigungsprozessen nicht akzeptabel, so der Geschäftsführer des mittelständischen Unternehmens. Deshalb "sehen wir als Spezialist für Spritzgießmaschinen im unteren Schließkraftbereich bis 1.000 kN unsere Stärken vor allem bei kleinen, komplexen Formteilen".
Auf der MEDTEC Europe 2013 stellt der rheinland-pfälzische Produzent eine BOY 35 E in Reinraumausstattung mit energieeffizientem Servoantrieb vor, die auf einem 16-fach-Werkzeug Schutzkappen für eine Insulinspritze fertigt. Durch das effiziente und verwindungssteife Schließsystem sowie der hohen Leistungsfähigkeit der Spritzeinheit eignet sich dieser Spritzgießautomat besonders zur Herstellung von Präzisionsteilen in engen Toleranzbereichen. BOY-Marketingleiter Thomas Breiden: "Sie ist nicht nur die kompakteste Maschine ihrer Klasse, auch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar. Mit den nachweislich geringsten Maschinenstundensätzen behauptet die BOY 35 E einen unerreichten Spitzenplatz in dieser Schließkraftklasse.
Nahezu nichts ist unmöglich
dank innovativer Konzepte
Grundsätzlich steht bei der Fertigung medizintechnischer Teile höchste Produktsicherheit an erster Stelle. Gleichzeitig gewinnt eine hohe Wirtschaftlichkeit als Entscheidungskriterium bei der Investition in neue Anlagen an Bedeutung. Diese Anforderungen geben den Maschinenbauern den Rahmen vor. Als Systemlieferant betrachtet ENGEL dabei nicht nur die Spritzgießmaschine, sondern die Fertigungszelle als Ganzes. Denn die Tücke liegt oft im Detail. So erweisen sich zum Beispiel oft die Förderbänder als Kontaminationsquelle. Deshalb hat ENGEL "eigene Förderbänder speziell für den Einsatz in Reinräumen entwickelt, die wir nicht nur im Paket mit Spritzgießmaschinen, sondern auch einzeln anbieten", so Christoph Lhota. Jüngste ENGEL-Weiterentwicklungen zielen darauf ab, die Leistung vollelektrischer Spritzgießmaschinen weiter zu steigern. Kürzeste Zykluszeiten werden im Zuge des zunehmenden Kosten- und Effizienzdrucks immer wichtiger.
Auch Achim Rath, Bereichsleiter Vertrieb und Marketing bei BOY, sieht in den zunehmend kürzer werdenden Entwicklungs-, Konzeptions- und Produktlebenszyklen die Trends in der Kunststoffverarbeitung. Außer einer hohen Teilequalität sei eine wirtschaftliche Fertigung unabdingbar, so Rath. Um dies zu gewährleisten werden bei BOY von Beginn an alle Einsparpotenziale betrachtet. So ist insbesondere der Energieverbrauch der Maschinen aktuell ein sehr wichtiges Thema. Darauf stellt sich die Branche zunehmend ein. Nach Ansicht von BOY werde man mit kleinen Produktionseinheiten diesen Anforderungen am ehesten gerecht. Der modulare Aufbau von Spritzgießmaschinen ermöglicht es, Maschinen perfekt auf ihre Aufgaben abzustimmen. Umfassend vorbereitet, schaut man bei BOY auf die MEDTEC Europe 2013: "Wir sehen uns mit unserem Produktprogramm gut aufgestellt. Im Bereich medizinischer Präzisions- und Kleinteilen sowie 2-K-Bauteilen sind unsere effizienten Maschinen die wirtschaftlich richtigen Produktionsmittel".
Höchste Präzision
steckt den Rahmen
Weil Medizinprodukthersteller zunehmend auf die Stückkosten achten müssen, eröffnet nach Ansicht von ENGEL medical Leiter Christoph Lhota vor allem die Prozessintegration große Chancen. Diesem Trend folgend, gewinnt derzeit vor allem "der Mehrkomponentenspritzguss in der Medizintechnik an Bedeutung, zum Beispiel für Hart/Weich-Materialkombinationen", so der Fachmann. Es werden unter anderem bereits Masken für die CPAP-Beatmung oder Komponenten für Insulinpens im Zweikomponentenspritzguss auf ENGEL-Maschinen realisiert. Auf der MEDTEC 2013 wird ENGEL Geschäftsbereich medical demonstrieren, wie sich durch Prozessintegration und Automatisierung Effizienzpotenziale optimal aus- schöpfen lassen. Auf einer vollelektrischen ENGEL e-motion 80H/80W/180 T WP combi in Reinraum-ausführung werden in einem servoelektrischen 16+16-fach-Indexplattenwerkzeug von Hack Formenbau im Zwei-Komponentenspritzguss aus ABS und TPE Teile für Autoinjektoren produziert. Außerdem kommt auf der MEDTEC die neue Online-Prozessregelung iQ_weight_ control zum Einsatz, die die Präzision und Reproduzierbarkeit weiter erhöht.
Für ENGEL ist die MEDTEC Europe im Jahr 2013 etwas ganz Besonderes, weil mit einem Branchentreff bereits einen Tag früher gestartet wird. Christoph Lhota: "Am Vortag der Messe findet in unserem neuen ENGEL Deutschland Technologieforum Stuttgart in Wurmberg die ENGEL med.con 2013 statt. Kunden, Partner und Interessierte sind eingeladen, mit uns Trends und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren. Unser neuer Standort, der im Januar eröffnet wird, wird das größte Technikum einer ENGEL Niederlassung aufweisen".
MEDTEC Europe 2013
26.2. bis 28.2.13, Messegelände Stuttgart
Quelle: UBM Canon