AMB 2020:
Zeit für strategische Entscheidungen
Laut Beratungsunternehmen PWC befindet sich die Stimmung im deutschen Maschinenbau auf Talfahrt. PWC bezieht sich dabei auf Ergebnisse einer Studie laut derer eine steigende Zahl von Unternehmern eine negative Entwicklung der Weltwirtschaft erwartet. Erstmals seit über drei Jahren sprechen die Analysten von einem negativen Wachstum für die Maschinenbauer. Ein Blick in die Branchen-Daten des VDMA zum gleichen Zeitpunkt scheint diese Aussagen zu unterstützen: Der Verband senkte seine Prognose für 2019. "Aufgrund der aktuellen Auftragslage und der niedrigen realen Produktion rechnen wir für 2019 mit einem realen Minus der Produktion von zwei Prozent", erläuterte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker.
18 Prozent der AMB-Besucher 2018 sind in der Automobilindustrie und dem Fahrzeugbau tätig. Eine Branche die aktuell vor zusätzlichen großen Herausforderungen steht. Markus Heseding, Geschäftsführer des Fachverbandes Präzisionswerkzeuge im VDMA, beziffert den aktuellen Marktanteil von Hybrid- und Elektrofahrzeugen in Deutschland auf etwas mehr als ein Prozent. Weil die Politik emissionsfreie Fahrzeuge fordert, investiere die Automobilindustrie vor allem in die Elektrifizierung des Antriebsstrangs. "Fahrzeuge mit Verbrenner werden aber auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Mobilität spielen", ist Heseding überzeugt. Die Zahl der weltweit produzierten Fahrzeuge werde von derzeit 93 Millionen auf 120 Millionen im Jahr 2030 steigen. Bei gleichbleibendem Niveau für Verbrenner und steigendem Anteil an E-Autos. Erst danach könnte die Anzahl an Verbrennungsmotoren und damit verbunden die Nachfrage nach zerspanbaren Bauteilen im Auto abnehmen. Die wirtschaftliche Herstellung CO2 neutraler e-fuels kann hier ein "Game-changer" werden. "Deshalb wünschen wir uns eine technologieoffene Förderpolitik", so Heseding.
Innovation und Design
Die derzeitigen Herausforderungen als Werkzeughersteller liegen aus Sicht von Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter der MAPAL Gruppe, darin, dem stetigen Wandel in Technik und Gesellschaft zu folgen oder besser noch ihn anzuführen. Als ein Beispiel nennt auch er die Elektromobilität. Viele Werkzeuge der Aalener bearbeiten Komponenten im Antriebsstrang von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. "In einer Entwicklung von Verbrenner zu Elektroantrieb sehen wir nicht in erster Linie Risiken, sondern neue Möglichkeiten. Die Elektromotorengehäuse erfordern sehr komplexe und anspruchsvolle Werkzeuge. Aufgrund der hohen Drehzahlen eines Elektromotors werden höchste Ansprüche an die Präzision der zerspanenden Bearbeitung gestellt. "Nehmen Sie nur die Hauptbohrung für den Rotor. Sie muss auf wenige Mikrometer genau bearbeitet werden. MAPAL hat Werkzeuglösungen entwickelt, um diese Feinbearbeitung wirtschaftlich umzusetzen und den Anforderungen an Genauigkeit und Taktzeit gerecht zu werden", sagt Kress. Denn als Sonderwerkzeughersteller bringe MAPAL seine Kompetenz in diese Präzisionsbearbeitung mit ein.
In Phasen, in denen die Auslastung sinkt und Ersatz- oder Neuinvestitionen erst einmal geschoben werden, ist es besonders wichtig, sich im weltweiten Markt absetzen zu können. "Uns nutzt auch die schönste Hochkonjunktur wenig, wenn wir uns mit unseren Produkten nicht differenzieren können. So haben zum Beispiel Industrie- und Produktdesign bislang in der Entwicklung unserer Spannfutter eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Im Fokus stand hauptsächlich die prozesssichere Funktion. In der Vergangenheit haben unsere Entwickler nach und nach ein breit angelegtes Portfolio aufgebaut, das im Erscheinungsbild jedoch nicht einheitlich war. Das wollten wir ändern und haben uns Experten für Industriedesign ins Boot geholt. Die ersten Designstudien liegen vor und ich bin zuversichtlich, dass wir bis zur AMB im kommenden Jahr eine neue Palette vorstellen werden", sagt Kress. Mit dem neuen Look der Spannfutter sollten nicht nur die Optik und Wiedererkennung gesteigert werden, sondern auch ökonomische und ökologische Ziele erreicht werden. So soll beispielsweise die polierte Oberfläche dafür sorgen, dass die Spannfutter korrosionsbeständiger sind als bisher.
Bilder: R. Eberhard, messekompakt.de, EBERHARD print & medien agentur gmbh
Quelle: Landesmesse Stuttgart GmbH