Zulieferer gewähren spannende Einblicke
in die Welt der Medizintechnik von morgen
(Trendreport Nr. 1)
Medizinische Technologien halten seit 15 Jahren den Spitzenplatz bei den Europäischen Patentanmeldungen. 2012 gingen beim Europäischen Patentamt (EPA) 10.412 Anmeldungen in diesem Gebiet ein, davon entfielen 42 Prozent auf die USA und 38 Prozent auf Europa. Das vermeldet der aktuelle Jahresbericht des EPA. Die Medizintechnik bleibt somit eine dynamische und hoch innovative Branche. Bei Patenten und im Welthandelsanteil liegt Deutschland auf Platz 2 hinter den USA. Der Innovations- und Forschungsstandort Deutschland spielt damit für die "MedTech"-Unternehmen eine besonders wichtige Rolle. Zudem ist Düsseldorf seit Jahrzehnten das weltweit wichtigste "Schaufenster" für neue Entwicklungen in der Medizintechnik. Denn in ihrer einzigartigen Kombination bilden dort die jeweils führenden Fachmessen MEDICA und COMPAMED die gesamte Prozesskette und das vollständige Angebot medizinischer Produkte, Geräte und Instrumente ab.
In Parallelität zur mit mehr als 4.500 Ausstellern weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2013 (20. bis 23. November) verzeichnet die COMPAMED, die international führende Markt- und Informationsplattform für die Zulieferer der medizintechnischen Fertigung, dieses Jahr (20. bis 22. November 2013) einen weiteren leichten Buchungszuwachs auf nun knapp 700 Aussteller. "Steigendes Gesundheitsbewusstsein, eine immer älter werdende Bevölkerung und der Anstieg von Wohlstandskrankheiten sorgen trotz des Kostendrucks in den meisten staatlich geprägten Gesundheitssystemen dafür, dass die Medizintechnik auch in den kommenden Jahren zu den wachstumsstärksten Branchen überhaupt zählen wird", konstatiert Joachim Schäfer, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf GmbH, Zulieferern sowie "MedTech"-Anbietern vitale Konjunkturparameter.
Weltneuheit: fernsteuerbares Implantat gegen Inkontinenz
Wichtige Themen auf der COMPAMED bleiben einerseits Implantate, andererseits Elektronikbauteile für die Medizintechnik. Beide Bereiche im besten Sinne zusammengeführt haben die Elektronik-Spezialisten AEMtec und Contec (beide Mitglieder der exceet Group SE) in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen MyoPowers Medical Technologies SA und weiteren Partnern, die gemeinsam ein Implantat zur Behandlungsmöglichkeit von Inkontinenz entwickelt haben. Mit dem Know-how der exceet-Unternehmensgruppe bei der Entwicklung und Fertigung von miniaturisierten elektronischen Komponenten, Modulen und Systemen ist es MyoPowers im Bereich der modernen Therapien für Urologie gelungen, einen modularen künstlichen Harnschließmuskel zur Behandlung von Inkontinenz herzustellen, der die Lebensqualität betroffenen Patienten entscheidend erhöhen kann. Eine Besonderheit des als Artificial Urinary Sphincter (AUS) bezeichneten Implantats ist, dass der Arzt die Schließkraft mittels einer speziellen Fernbedienung postoperativ anpassen kann. Der Patient bekommt eine einfache Fernbedienung zur Steuerung des Implantats. Das Bauteil, das gleichermaßen bei weiblichen und männlichen Patienten eingesetzt werden kann, gilt als Weltneuheit im Bereich medizintechnischer Implantate für die Urologie. "Solche Entwicklungsprojekte belegen, dass unser Technologie-Knowhow im Bereich Medizintechnik, speziell bei Implantaten, ideal auf den Markt zugeschnitten ist. Erneut unterstreichen AEMtec und Contec ihre außergewöhnliche und hervorragende Branchenexpertise", so Ulrich Reutner, Chief Executive Officer (CEO) der exceet Group SE.
Zuviel Bürokratie bremst intelligente Implantate aus
Intelligente Implantate - inzwischen fester Bestandteil der COMPAMED - gehören zu den technisch aufwändigsten und risikoreichsten Medizinprodukten und stellen besondere Anforderungen an Forschung, Entwicklung, Zulassung und Erstattung. In der Entwicklung sind derzeit in deutschen Verbundprojekten unter anderem Retinaimplantate mit verbesserter optischer Auflösung und Lebensdauer, ein integriertes Implantat zum Tumor-Monitoring oder eine Hüftprothese mit Sensorik zur Überwachung von Lockerungszuständen. Dennoch warnt der Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) in einer neuen Studie vor einer Verschlechterung der Innovationsbedingungen für intelligente Implantate in Deutschland. "Die Lust an der Forschung wird durch eine ungenügende Förderpolitik und zu viel Bürokratie erstickt", klagt Dr. Kurt Hornschild, Autor der Studie. Während die langwierige Prozesskette bis zum fertigen Produkt zehn Jahre und mehr dauert, läuft die Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der Regel schon nach nur drei Jahren aus. Gerade für die klinische Erprobung fehlt insbesondere den kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) das Geld, die zwar zentrale Impulse für neue Technologien setzen, aber zugleich für den "Marathon" nicht genügend Mittel aufbringen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland insgesamt noch ein guter Standort für die Entwicklung von Hightech-Implantaten ist. Jedoch erschweren insbesondere hohe administrative und bürokratische Hürden für Zulassung und Erstattung den Zugang zum Markt. Daher steht zu befürchten, dass die Innovationsdynamik in der Medizintechnik der höchsten Risikoklassen abnimmt. "Damit könnte Deutschland seinen gegenwärtigen Standortvorteil einer breit diversifizierten Landschaft von technologieorientierten KMU verlieren", fürchtet Dr. Cord Schlötelburg, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik (DGBMT) im VDE.
Quelle: Messe Düsseldorf