NORTEC 2014 in Hamburg:
"Die nächste industrielle Revolution"
Professor Dr.-Ing. Claus Emmelmann, Leiter des Instituts für Laser- und Anlagensystemtechnik (iLAS) an der TU Hamburg-Harburg und Geschäftsführer des LZN Laser Zentrums Nord über den Nutzen moderner Lasertechnologie, den Industriestandort Norddeutschland und über die Highlights der Fachmesse NORTEC im Januar 2014.
Maschinen- und Anlagebau ist ein Wachstumsmotor
in Deutschland. Was zeichnet die Unternehmen aus?
Der Maschinenbau profitiert immer dann, wenn Produktions- und Wertschöpfungsketten automatisiert werden sollen. Mit Maschinen können sich Unternehmen wettbewerbsfähig aufstellen, indem sie die höhere Produktivität und Qualität der neusten Maschinengeneration nutzen. Durch die internationale Konkurrenz - etwa aus USA, China und Europa - ist der Innovationsdruck in Deutschland enorm hoch. Aber die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer halten dem Druck stand.
Professor Dr.-Ing. Claus Emmelmann
Bild: Messe Hamburg
Haben Sie dafür gute Beispiele parat?
Die Hülle des Airbus 350 zum Beispiel wurde mit einem kohlefaserverstärktem Kunststoff entwickelt. Derselbe Ansatz bei der Rumpfstruktur wird auch in der Automobilindustrie eingesetzt - etwa bei den Elektrofahrzeugen von BMW. Bei den Hybridmodellen von VW wird die Karosserie auf Basis eines ultraharten Stahls gebaut. Dadurch kann die Materialstärke um ein Drittel verringert und das Gewicht der Karosserie entsprechend reduziert werden. Von all diesen Entwicklungen profitiert die stark zulieferorientierte Industrie in Norddeutschland. Sie braucht dafür jedoch auch neuartige Produktionsmaschinen. Und hier kommen wir ins Spiel.
Eine zentrale Rolle spielt Lasertechnologie.
Wie beurteilen Sie als Experte den Markt und welche Trends zeichnen sich ab?
Der Laser erschließt immer neue Applikationen und wird immer wettbewerbsfähiger. Das Segment verzeichnet seit 20 Jahren zweistellige Wachstumsraten. Zuletzt hat sich dieses Wachstum noch einmal stark beschleunigt. Der Einsatz von Halbleitern hat für Unternehmen die Investitionskosten deutlich gesenkt. Ein Laser kostet heute noch ein Zehntel des Preises von vor zehn Jahren. Der Laser ist so von einem Nischenprodukt zu einem Massenwerkzeug geworden. Schneiden, Schweißen, Abtragen: Der berührungslos arbeitende Laser wird immer schneller und bietet jetzt schon eine bis zu 1000-fach höhere Produktivität als herkömmliche Verfahren - und das bei niedrigen Kosten. Der Laser ist auch in Zukunft konkurrenzlos.
In welchen Bereichen spielen Laserverfahren aktuell eine besonders große Rolle?
Vor allem das 3 D-Drucken mit dem Laser wird den Markt der Zukunft bestimmen. Das ist so etwas wie die nächste industrielle Revolution und nimmt aktuell richtig Fahrt auf. Damit können Bauteile aus verschiedenen Materialien wie etwa Metall oder Kunststoff einfach dreidimensional ausgedruckt bzw. schichtweise auftragsgeschweißt werden. Bei Airbus etwa werden derzeit Halter im 3 D-Verfahren topologieoptimiert entwickelt. Die Verbesserung in Form, Material und Beschaffenheit führt zu einer Gewichtsersparnis von 80 Prozent gegenüber Haltern, die gefräst werden. Pro Flugzeug gibt es rund 15.000 solcher Halter. Die daraus resultierende Kostenersparnis - etwa durch einen gewichtsbedingten deutlich verringerten Kerosinverbrauch - sind enorm.
Welche weiteren Bereiche profitieren von dieser Technologie?
Auch in der Medizintechnik und in der Automobilindustrie sind derartige Optimierungen möglich. Hüftprothesen und Aufladegeräte für Elektroautos werden künftig mit der Lasertechnologie große Entwicklungssprünge machen. Im Mittelpunkt stehen dabei Formen, die der Natur nachempfunden sind. Die Bionik wird den gesamten Produktionsprozess grundlegend verändern. Das iLAS und das Laser Zentrum Nord sind in diesem Bereich weltweit führend. In beiden Einrichtungen werden die genannten Anwendungen und Bauteile erforscht, entwickelt und betriebswirtschaftlich bewertet.
Das iLAS und das LZN sind bei der NORTEC als Aussteller vor Ort.
Was werden wir an Ihrem Stand zu sehen bekommen?
Wir geben auf der NORTEC einen Einblick in den aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstand der Lasertechnologie. Speziell zu diesem Thema veranstalten wir wieder eine Konferenz, die Light 2014. Dabei wollen wir Insider ebenso wie Neueinsteiger ansprechen. Beim letzten Mal kamen mehr als 100 Teilnehmer. 2014 sollten es noch mehr werden. An zwei Tagen wird es Vorträge geben über die Branchen Luftfahrt, Automobil, Schifffahrt & Windkraft, Kunststofftechnik und Maschinenbau. Dort wird dann von Referenten der jeweils aktuelle Stand des Light-Engineering präsentiert.
Die NORTEC wird immer populärer.
Als Beiratsmitglied dürfte Sie besonders freuen, dass sich für 2014
ein Ausstellerrekord abzeichnet. Was macht die NORTEC so attraktiv?
Diese Messe ist regional ausgerichtet mit Fokus auf Norddeutschland. Dadurch ist der Austausch intensiver und der Zusammenhalt größer. Die NORTEC ist eine Produktionsmesse, die die gesamte Wertschöpfungskette abdeckt - von der Produktion über die Maschinen bis zur Qualitätssicherung. Die größten Hersteller und Dienstleister präsentieren ihr Portfolio. Dadurch ist es schneller möglich, sich einen guten Überblick zu verschaffen. Die einzelnen Schwerpunktthemen und das interessante Rahmenprogramm runden das Gesamtpaket sinnvoll ab.
Worauf freuen Sie sich persönlich ganz besonders?
Ich freue mich auf die vielen Gespräche. Man trifft viele Wegbegleiter der Maschinenbauszene. Ich hoffe auf zahlreiche Anregungen und Ideen, wie wir die norddeutsche Region in Zukunft noch wettbewerbsfähiger machen können. Und ich freue mich auf die Party am Ausstellerabend.
NORTEC 2014
21.1. bis 24.1.2014 | Messegelände Hamburg
Quelle: Messe Hamburg