Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie
ist verhalten optimistisch für 2015
Statement von Gerhard Hein, Leiter Wirtschaft und Statistik im VDW,
anlässlich des Pressegesprächs zur Moulding Expo am 10. März 2015
Moulding steht u.a. für die Fertigung von Spritzgieß-, Press und Druckgießwerkzeugen sowie den Modellbau. Hohe Qualität bei Werkzeugen und Formen ist maßgeblich für hohe Qualität bei den Endprodukten. Entsprechend zielen die Aufträge aus dem Werkzeug- und Formenbau auf anspruchsvolle Hightech-Maschinen ab, die den hohen Genauigkeitsanforderungen und Effizienzansprüchen dieser Branche gerecht werden.
Gerhard Hein,
Leiter Wirtschaft und Statistik im VDW
Bild: VDW
In der Kundenstrukturerhebung des VDW wird der Formen- und Modellbau mit einem Anteil am Produktionswert von 3,6% genannt. Bezogen auf die Gesamtproduktion der Werkzeugmaschinenindustrie von derzeit 14,4 Mrd. Euro entspricht dies einem Umsatzvolumen von rd. 397 Mio. Euro. Damit liegt der Werkzeug-und Formenbau gleichauf mit der oft zitierten Luft- und Raumfahrt und notiert sogar leicht über der wachstumsstarken Medizintechnik.
In einzelnen Technologiesegmenten steigt sein Gewicht noch etwas an. Bei den spanenden Werkzeugmaschinen, die mehr als 90% des Umsatzes ausmachen, liegt der Anteil schon bei 4,7%, bei den Bearbeitungszentren gar bei 5,4%. Das Potenzial des Werkzeug- und Formenbaus für die Werkzeugmaschinenindustrie erhöht sich weiter, wenn indirekte Umsätze, z.B. mit Herstellern von Werkzeugnormalien berücksichtigt werden. Diese Umsätze beziehen sich auf Schleif- und Bohroperationen.
2015 wieder Produktionsanstieg erwartet
Meine Damen und Herren, soweit zur Abnehmerbranche Werkzeug- und Formenbau. Vor gut vier Wochen hat der VDW im Rahmen der Jahrespressekonferenz die Perspektiven für 2015 und die Ergebnisse des abgelaufenen Jahres dargestellt. Was im Februar vielfach noch auf Schätzungen beruhte, lässt sich heute genauer fassen. Insbesondere das vierte Quartal ist im Außenhandel besser gelaufen als erwartet. Grundsätzlich hat sich jedoch an unserer Einschätzung der Gesamtlage nichts geändert.
Für 2015 erwartet die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie ein Produktionsplus von 3 Prozent. Der niedrige Ölpreis und die Abwertung des Euro beleben die Investitionen weltweit und stärken damit auch die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen.
Die Branche setzt auf einem Rückgang der Produktion von 1% im vergangenen Jahr auf. Das Ergebnis von 14,4 Mrd. Euro entsprach dem zweithöchsten Produktionswert, den die Branche jemals erwirtschaftet hat.
Als Produktionsausrüster für die Welt ist die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie demnach in guter Verfassung. Sie blickt mit verhaltenem Optimismus auf das laufende Jahr, verkennt jedoch nicht, dass nach wie vor zahlreiche Risiken durch die vielen Krisen rund um die Welt bestehen. Wir vermissen klare Wachstumssignale in vielen wichtigen Märkten.
Inlands- und Auslandsbestellungen tauschen die Rollen
Der wichtigste Frühindikator für die VDW-Prognose ist die Auftragsentwicklung 2014. Mit 4% Plus bietet sie ein kleines Polster für dieses Jahr. Insbesondere der starke Zuwachs von 36% im Dezember wird im laufenden Jahr die Produktion stützen.
Die inländischen Abnehmer haben überproportional für Wachstum gesorgt. Sie nehmen etwa ein Drittel der Produktion ab. Der Anstieg im Auftragseingang von 6% beruhte vor allem auf einem kräftigen Zuwachs im ersten Halbjahr. Im zweiten Halbjahr 2014 drehten die Inlandsbestellungen ins Minus.
Die Rolle des Zugpferdes haben im zweiten Halbjahr die Auslandsaufträge übernommen. Nach einem kleinen Rückgang von einem Prozent in der ersten Jahreshälfte zogen sie von Juli bis Dezember 2014 kräftig um 8 Prozent an. Insgesamt steht ein Plus von 4 Prozent zu Buche.
Der Auftragsbestand notierte im Jahresdurchschnitt mit 7,3 Monaten leicht unter Vorjahr. Die Kapazitätsauslastung lag im Jahresdurchschnitt mit 90,1 Prozent weiterhin sehr hoch. Am aktuellen Rand, im Januar dieses Jahres, ist sie knapp unter die Marke von 90 Prozent gesunken.
Wichtige Kundenbranchen optimistisch
Der zweite wichtige Frühindikator für die Entwicklung der Werkzeugmaschinenproduktion ist die Befindlichkeit der wichtigen Kundenbranchen. Die Automobilindustrie und der Maschinenbau nehmen zusammen rd. 70 Prozent der Werkzeugmaschinenproduktion ab. Sie erwarten jeweils 2 Prozent Zuwachs für 2015.
Wir gehen davon aus, dass die Projekte in der Automobilindustrie aus technologischen und strategischen Gründen auf hohem Niveau fortgesetzt werden. Die Branche investiert beispielsweise in Entwicklung und Produktion kleinerer, leistungsfähigerer Motoren, Energieeinsparung, Reduzierung des CO2-Ausstosses und Integration der Hybridtechnik. Das Rennen um Weltmarktanteile wird ohnehin fortgeführt.
Export schafft Turnaround im vierten Quartal 2014
Korrespondierend zur Entwicklung der Bestellungen haben 2014 insbesondere die Ausfuhren geschwächelt. Sie sanken insgesamt um 1 Prozent auf 9 Mrd. Euro. Umso erfreulicher war das Ergebnis des vierten Quartals. Nach neun Monaten im Rückwärtsgang zogen die Exporte um mehr als 11 Prozent kräftig an.
Innerhalb der Triade schnitten die Lieferungen nach Europa mit einem leichten Zuwachs von 2 Prozent 2014 noch am besten ab. Dazu haben viele Länder beigetragen, allen voran mit über 20 Prozent Plus die Niederlande und Polen sowie sogar die Südeuropäer Spanien und Portugal. Die Ausfuhren nach Russland sanken um 6 Prozent. Es ist zu erwarten, dass die Auswirkungen der Ukraine-Krise im laufenden Jahr noch viel massiver sichtbar werden.
Sowohl Asien als auch Amerika konnten weniger glänzen. Hohe Rückgänge verzeichneten Indien, Brasilien und nach einem starken Vorjahr auch Südkorea. Nach China nahm der Export lediglich um ein schmales Plus von 1 Prozent zu. Am aktuellen Rand zeigt sich jedoch eine Marktbelebung. Die deutschen Ausfuhren in die USA waren ebenfalls noch rückläufig. Verbesserte Geschäftsaussichten durch eine breitere Nachfrage aus der gesamten Industrie schlagen sich noch nicht im Export nieder, treiben jedoch die Bestellungen nach oben. Die Exportquote blieb mit fast 69 Prozent insgesamt sehr hoch.
Alles in allem gibt es Licht und Schatten bei der künftigen Entwicklung. Die Werkzeugmaschinenhersteller setzen mit ihren Planungen auf dem guten Niveau des Vorjahres auf und sind verhalten optimistisch.
Deutschland bleibt Exportweltmeister
Sehr gut geschlagen haben sich die deutschen Hersteller im Weltmarkt. Auf internationalem Parkett rangeln Deutschland und Japan als Premiumhersteller mit hohem Ausfuhranteil um die Spitzenpositionen. Im abgelaufenen Jahr konnte Deutschland diesen Wettlauf mit seinem sehr breiten Angebot an absoluten High-End-Lösungen abermals für sich entscheiden. Trotz des Exportrückgangs von 5 Prozent ohne Teile und Zubehör belegt Deutschland mit einem Anteil von 21,2 Prozent am Weltexport knapp den Spitzenplatz vor Japan mit 20,5 Prozent. Die Japaner profitierten vom schwachen Yen und steigerten ihren Export in Euro gerechnet mit 7 Prozent. Sie konnten hohe Zuwächse bei den Lieferungen nach Deutschland und Europa sowie nach China erzielen.
In der Produktion mussten die Deutschen den Japanern allerdings den Vortritt lassen. Sie verloren ohne Teile und Zubehör 4 Prozent am Produktionswert. Die Japaner hingegen belegen mit einem Wert von rd. 11 Mrd. Euro Platz 2 der Weltrangliste. Die japanische Werkzeugmaschinenproduktion wuchs in Euro gerechnet um mehr als ein Fünftel. Dies ist vor allem dem hohen zweistelligen Wachstum des japanischen Werkzeugmaschinenverbrauchs geschuldet. Nach Vorhersagen der Ökonomen wird sich dies im laufenden Jahr nicht in gleicher Weise fortsetzen, weil höhere Steuern auf den Konsum ihre Spuren in der japanischen Wirtschaft hinterlassen. Die Rangliste der Top 3-Produzenten lautet nun China mit 21 Prozent Anteil auf Platz 1 gefolgt von Japan mit 18,1 Prozent und Deutschland mit 17,7 Prozent. Anzumerken bleibt, dass die chinesische Produktion auf hohen Stückzahlen mit einem niedrigen Durchschnittswert pro Maschine beruht.
Quelle: Messe Stuttgart / VDW