Zulieferer von Faserverbundwerkstoff-Lösungen
für die Hersteller von Rotorblättern im Fokus der COMPOSITES EUROPE
Mit einem Plus von 11,8 auf rund 128,8 Gigawatt ist die Kapazität europäischer Windkraftanlagen 2014 auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Anstieg 9,7 Prozent und bildet damit etwa das Durchschnittswachstum der Branche ab, denn der jährliche Zubau stieg seit dem Jahr 2000 im Mittel um 9,8 Prozent. Das geht aus dem jährlichen Report der European Wind Energy Association (EWEA) hervor. Vorreiter ist Deutschland: Hier wurden 2014 allein an Land 4,8 Gigawatt neu installiert, ein Zuwachs von 58 Prozent gegenüber dem Wert vom Vorjahr (3,0 Gigawatt) auf inzwischen 39,2 Gigawatt insgesamt. Dies hat die Deutsche WindGuard im Auftrag des Bundesverbandes Windenergie (BWE) und von VDMA Power Systems ermittelt. Für 2015 wird hierzulande ein starker Zubau auf einem Niveau von 3,5 bis 4,0 Gigawatt netto erwartet.
Gute Marktchancen also für die Zulieferer der Branche und damit auch für die Verarbeiter von Faserverbundkunststoffen. Immerhin, so heißt es im Composites-Marktbericht 2014 der Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. (AVK), wird ein Drittel der gesamten europäischen Produktionsmenge an glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) wird für den Baubereich hergestellt. Auf der internationalen Fachmesse COMPOSITES EUROPE, die vom 22. bis 24. September 2015 in Stuttgart stattfindet, bilden Faserverbundkunststoff-Lösungen für die Windkraft-Industrie einen Ausstellungsschwerpunkt. Zahlreiche Unternehmen zeigen hier ihre branchenspezifischen Neuentwicklungen.
Fibretech Composites: energieeffizientes Temperiersystem für Formenwerkzeuge
Eines davon ist die Fibretech Composites GmbH aus Bremen, die Firmen aus der Windenergiebranche zu ihren Hauptabnehmern zählt. "Bei uns stehen in diesem Jahr die "Fibretemp Kits" und das "Direct Tooling" im Mittelpunkt", erklärt Geschäftsführer Jens Brandes. "Dabei handelt es sich um innovatives, energieeffizientes Temperiersystem für Formenwerkzeuge in der Faserverbundfertigung." Mit dem fasergerechten Heizsystem auf Basis von Kohlenstofffasergeweben seien bereits über 30.000 Quadratmeter beheizte Formenoberflächen realisiert worden. "Das System wird vollintegral und nahezu bauraumfrei in den schichtförmigen Werkstoffaufbau der Werkzeuge eingebracht", so Brandes.
"Der Formenbau ist geringfügig aufwändiger, aber man spart viel Zeit und die Kosten für ein Urmodell, das nach Fertigstellung der Form oft nicht mehr gebraucht wird. Dieser direkte Werkzeugbau ohne Umweg macht Sinn für Bauteil-Losgrößen bis etwa 700 Stück", erläutert Brandes die Vorteile der "Fibretemp Kits". "Auf Basis geometrischer Eingangsdaten und einigen zusätzlichen Informationen erstellen wir ein Heizungskit nach dem Heating-Preform-Assembly-Verfahren (HPA). Es beinhaltet die Auslegung der Heizung, den Zuschnitt der heizenden Gewebelagen und die Konfektionierung und Fixierung des Kontaktierungsbereiches", beschreibt er die Vorgehensweise.
"Der erfahrene Formenbauer kann ohne spezifische Schulung zur Faserablage der CFK-Heizung schnell und erfolgreich elektrisch beheizbare Formen herstellen", so der Geschäftsführer. "Ausgehend von einem vorhandenen Urmodell wird das Heizungskit auf die vorbereitete Formendeckschicht abgelegt, die Funktion getestet und per Vakuuminfusion mit Harz getränkt. Im zweiten Schritt wird der Sandwichaufbau durch den Wabenkern und die hinteren Decklagen komplettiert. Nach Anschluss der Steuerungs- und Regeleinheit ist das Formenwerkzeug einsatzbereit."
Hedrich: Entgasungs- und Dosieranlage für höhere Produktqualität
Mit einem Verfahren zur Rotorblatt-Direktinfusion, bei der die Trägermatrix während des gesamten Prozesses unter Vakuum steht, will die Hedrich GmbH aus Ehringshausen die Besucher am Messestand überzeugen. "Das Verfahren, das wir zum Patent angemeldet haben, vermeidet eine Anreicherung mit Gasen. Damit wird die Produktqualität erheblich gesteigert und die Kosten für Nacharbeiten zur Beseitigung von Lunkern entfallen komplett", beschreibt Sascha Kandler vom Marketing des Unternehmens die Vorteile.
"Für den Prozess haben wir eine spezielle Entgasungs- und Dosieranlage entwickelt. Mit Hilfe der Füll- und Mischstation Infucube kann dank eines Softbags der Gießharz-Nachfüllprozess bedarfsgerecht gesteuert werden", erläutert er. "Bei Erreichen eines minimalen Füllstandes wird der Softbag automatisch und in Abhängigkeit von der vorherigen Abnahmegeschwindigkeit je nach Bedarf mit Gießharzmasse nachgefüllt, wodurch zum Infusionsende nur minimale Restmengen an reaktivem Material anfallen." Die mit der Gießmasse kontaminierten Teile wie Schläuche, Softbag und gegebenenfalls der Statikmischer seien sehr kostengünstige Einweg- bzw. prozessabhängige Verbrauchsgüter. "Es fallen daher keine Spül- und Reinigungsvorgänge an", so Kandler.
Gustav Gerster: Konturnahe Verstärkungstextilien
"Wir stellen diesmal für die Windkraftbranche offene und geschlossene Web- und Multiaxial-Profile, Eckverstärkungen sowie Füller vor", sagt Gerd Rauenbusch, Sales Manager Composites bei der Gustav Gerster GmbH & Co. KG aus Biberach/Riss. "Unsere Verstärkungstextilien sind konturnah und bieten eine richtungsoptimierte Faserorientierung mit durchgehenden Fasern. In der Fertigung und im Bauteil ergeben sich dadurch erhebliche Vorteile, wie geringe Verarbeitungskosten aufgrund des einfacheren Handlings einer fertigen 3D-Preform, kein Schneidaufwand, kein Verschnitt oder Abfall und geringeres Gewicht wegen der besseren Materialausnutzung", zählt er auf. Dank kontinuierlicher Prozesse sei eine hohe Ausbringung möglich, dennoch ließen sich auch Kleinmengen fertigen.
Armacell Benelux: Strukturelle Kernschäume
Ein Veteran auf dem Windenergie-Markt ist die Armacell Benelux S.A. aus Lüttich/Belgien. Mehr als 20.000 Rotorblätter weltweit wurden mit Hilfe der strukturellen Kernschäume "Armaform PET Core" gefertigt. Merkmale wie hervorragende Ermüdungsfestigkeit, hohe mechanische Festigkeit, sehr gute Temperaturstabilität und exzellente Verträglichkeit mit allen Harzen und Herstellungsverfahren zeichnen das Material aus. Ein weiterer Vorteil ist die thermische Formbarkeit ohne Beeinträchtigung der Eigenschaften wie etwa beim Grid-Scoring und ohne zusätzliches Gewicht und Kosten durch die entsprechende Harzaufnahme. Zudem sind die PET-Schäume am Ende ihres Lebenszyklus vollständig recycelbar. Auf der COMPOSITES EUROPE zeigt das Unternehmen neben dem bewährten Kernmaterial zudem seine zweite Produktlinie "Armaform PET Foil" - dünne Folien, die vollständig aus post-consumer PET-Material gewonnen werden.
Rampf Tooling: Pasten, Oberflächen-, Injektions-, Gieß- und Laminierharze
Mit ihrem umfangreichen Produkt- und Lösungsportfolio bedient die Rampf Tooling Solutions GmbH & Co. KG aus Grafenberg neben zahlreichen anderen Anwenderindustrien auch die Windkraftbranche. Dazu gehören Flüssigprodukte wie Oberflächen-, Injektions-, Gieß- und Laminierharze, Close Contour Pasten sowie Blockmaterialien für Modelle, Formen und Bauteile. "Unsere Close-Contour-Paste Raku-Tool CP-6060 wird beispielsweise zur Herstellung von Modellen für die Fertigung von Rotorblattformen eingesetzt", erzählt Technikumsleiter Marcus Vohrer. Dabei profitiert der Anwender der Close-Contour-Produkte von fugenlosen, sehr feinen Oberflächen, Konturnähe, Verringerung der Bearbeitungszeit und weniger Abfall.
Zum Angebotsspektrum des Ausstellers zählen neben kundenspezifisch angefertigten Rohlingen - die als dreidimensionale Gießlinge, welche bereits nahe an der Endkontur vergossen sind, geliefert werden - auch Pasten. Diese werden auf einen konturnahen Unterbau appliziert, ausgehärtet und dann gemäß den CAD-Daten gefräst. "Rampf Tooling bietet hier auch einen Beschichtungsservice an", verrät Vohrer. Seinen Angaben zufolge werden die diversen Raku-Tool-Materialien zur Herstellung von Modellen, Formen und Bauteilen verwendet und in nahezu allen relevanten Verarbeitungsprozessen wie Handlaminat, Vakuumsack, Harzinfusion, Autoklav, Pressverfahren und RTM eingesetzt.
DD-Compound: luftdurchlässige und harzsperrende Absaugleitung
Eine mit Membran ummantelte Absaugleitung für die Vakuuminfusion will die DD-Compound UG aus Ibbenbüren auf der COMPOSITES EUROPE vorstellen. Bei der patentierten Entwicklung namens "MTI-Leitung" handelt es sich um eine luftdurchlässige und harzsperrende Leitung, die zum Evakuieren der Luft dient. Sie zeichnet sich eine starke Vereinfachung des Infusionsprozesses für den Anwender aus, was wiederum die Prozesssicherheit signifikant erhöht. Zudem sind die Investitionskosten gering. Die im so genannten Membran-Tube-Infusion-Verfahren (MTI) produzierten Bauteile weisen laut Angaben des Unternehmens eine überdurchschnittliche Laminatqualität und hervorragende Oberflächen auf und bilden somit eine Alternative zur Herstellung im Autoklaven.
Bilder: R. Eberhard, messekompakt.de, EBERHARD print & medien agentur gmbh
Quelle: Reed Exhibitions Deutschland